2019: Ein Erlebnisbericht von Nadine Geisler

Abtauchen in die Dunkelheit und in die geheimnisvolle Welt der Vergangenheit. Stahlträger, die bereits von der Unterwasserwelt eingenommen wurden, bewundern und dem Licht der Unterwasserlampe in das Unterdeck des Wracks folgen. Den eigenen Atem hören und den Moment genießen. Doch erst einmal von vorn.

Am 08.10.2019 ging es für uns neun Taucher/-innen (by the way, Frauenquote = 77%) vom VDST für eine Woche in das verträumte, aber dennoch moderne Kas an der lykischen Küste in der Türkei, um hier den SK-Wracktauchen zu absolvieren.

Carmen Schnepf: „Es sollte uns ein spannendes Seminar erwarten, dass nicht nur für brevetierte Tauchlehrer stattfand. Eine Woche mit hilfreichen Tipps aus Theorie und Praxis, die auch außerhalb von Wracks anzuwenden und zu beherzigen sind“.



Unser Eingewöhnungstauchgang musste leider wetterbedingt ausfallen, da wir am ersten Tag stürmisch (mit ca. 24 Knoten und somit nicht unerheblichem Wellengang) vom Mittelmeer in Empfang genommen wurden.

So starteten wir auf der Mavi, einem schönen Holzschiff, mit einer kurzen Einweisung von Hanne Bahnsen (VDST/CMAS TL*** sowie Inhaberin von Mavi Diving) und Paul Mai (VDST/CMAS TL****), die zusammen die Organisation und Leitung des Seminars innehatten. Bevor uns in einer anschaulichen Präsentation, mit zum Teil selbstgedrehten Videos von Paul Mai, eindrucksvoll gezeigt wurde, was uns in dem VDST-SK Wracktauchen erwartet, stellten sich alle Teilnehmer vor. Einige kannten sich bereits aus vergangenen Grottentauchseminaren auf Korfu, die ebenso von Paul Mai organisiert und geleitet werden.

In den darauffolgenden Tagen führten uns die beiden Seminarleiter u.a. zu einem Panzer, Baumwollfrachter, Küstenwachboot, Truppentransportflugzeug und einem Fährschiff.

Regina Wand: "Während wir uns bei den ersten Tauchgängen an den jeweiligen Tauchplätzen erst einmal einen Überblick über die gesamte vorherrschende Situation verschafften, tauchten wir bei den zweiten dann 'ran ans Wrack, über das Wrack, neben das Wrack, rein ins Wrack' “.

 Bei den jeweiligen Tauchgängen stand nicht nur das Abenteuer Wracktauchen, sondern auch stets die Sicherheit im Vordergrund. So wurden einige Übungen wie beispielsweise Transport eines Tauchers unter gleichzeitiger Luftversorgung über den langen Schlauch, Sprung in das Wasser mit Negativtarierung und das Bojesetzen nach jedem Tauchgang absolviert. 

Karin Seufert: „Auch die Übungen, die nicht immer auf Anhieb gelangen, haben sehr viel Spaß gemacht“.

Trotz des Ehrgeizes der Teilnehmer kam der Spaßfaktor definitiv nicht zu kurz. Eine Gruppe übte u.a. die Luftversorgung mit fünf Teilnehmern. Ein Bild, das unter Wasser für einen lachenden Aufschrei in die Regler sorgte und so schnell wohl keiner von uns vergessen wird. Eine Übung der besonderen Art

Die Tauchgänge in die Wracks waren sehr vielschichtig sowie teilweise sehr anspruchsvoll. Die Tarierung musste stets sitzen. Diese wurde auch während der Tauchgänge immer wieder in natürlichen Durchgängen geübt. Ebenso waren zügige jedoch kontrollierte Abläufe sowie Buddynähe auf 40 m Tiefe unabdingbar, was in den vorangegangenen Briefings immer wieder verdeutlicht und betont wurde.

Nicht immer ging es für uns mit dem Kopf voran in die Wracks, sondern auch mal mit den Zehen- bzw. Flossenspitzen zuerst. Dies stellte für uns eine ganz neue Erfahrung dar. Wir tauchten auf diese Weise in das Unterdeck des Wracks ein und folgten dem Lichtstrahl unserer Lampen. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Dunkelheit konnte man das blaue Wasser durch die Bullaugen erkennen. Ein eindrucksvoller Anblick.

Auch mussten wir feststellen, dass es eine spezielle Aufgabe ist, sich in engen Gängen oder Luken so schmal wie möglich zu machen. Jeder Zentimeter der Ausrüstung, wie zu weit abstehende Schläuche oder Messer, konnten hier zu einer ungewollten Situation führen. Diese Erfahrung haben wir im Flieger auf dem Weg zum Cockpit gemacht. Das Hineintauchen ist meistens kein Problem, doch der Weg zurück, ohne die Möglichkeit sich umdrehen zu können, stellte eine besondere Herausforderung dar. Hier spürte man deutlicher denn je, wie wichtig es ist einen Buddy zu haben, auf den man sich blind verlassen kann.

Der Blick für solche Situationen wurde in dieser Woche des Seminars geschult und uns wurden viele hilfreiche Tipps gegeben. Wir kamen in der Woche dem Stahl an manchen Stellen so nah, wie selten zuvor in unserem Taucherleben. Wir konnten teilweise den Rost förmlich riechen.


Mit unseren Tauchlampen, die uns in der Dunkelheit auf den richtigen Weg brachten, schwebten wir in Frachträume, Cockpits, Unterdecks, Kanzeln und auch Treppen hinab. Bei letzterem wurde unser räumliches Denken besonders beansprucht. Während der Tauchgänge wurden wir nicht nur von Hanne und Paul beobachtet. Nein, unser Treiben wurde auch von unzähligen anderen Augen gemustert. So hatten wir u.a. während dieser Tauchgänge das Vergnügen Rochen, Schildkröten, Muränen, große Zackenbarsche, Brassen und Schnecken zu sehen. Eine bunte Unterwasservielfalt, die bei den Tauchgängen auch in den Austauchphasen und bei den Sicherheitsstopps eine willkommene Abwechslung darstellten.

Die Abende verbrachten wir bei leckerem Essen im Smiley‘s und gutem Raki, dazu kann man nur zusammenfassend sagen: „In netter Gesellschaft geht er runter wie Öl“ (Klaus Berk).

Es war eine durchweg perfekte Woche mit „faszinierenden Wracks aller Art, einer sehr guten Organisation, einem vielschichtigen sowie kommunikativen Teilnehmerfeld mit leckerem Essen und einem guten Hotel“ (Elke Römer)

Ein leider erkrankter Teilnehmer resümierte und sagte: „Erst wollte ich und konnte nicht, dann konnte ich und durfte nicht, dann endlich trafen sich Wollen und Können und gebahren ein Brevet “ (Jochen Mencke).

Letzteres wurde uns feierlich am vorletzten Abend mit Blick über das Meer überreicht.

So kann das abschließende Fazit von dieser Woche einfach nur lauten: „Immer wieder gerne mit so einer tollen Truppe!" (Silke & Kerstin Brock)

Alle Teilnehmer sind sich einig, dass sie diese Woche Hanne und Paul zu verdanken haben, die es zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Neue Erfahrungen wurden gesammelt sowie neue Freundschaften geschlossen. Eine rundum gelungene Sache! Vielen Dank an alle!